Israel 4:2 Österreich

Nur eine Stunde nach Ankunft des Buses in Mühlbach vom Heimspiel gegen Polen hieß es für eine 7-köpfige Crew auf nach Prag. Ziel war das 2. EM-Qualifikationsgruppenspiel in Haifa gegen Israel. Das erste Highlight ließ nicht lange auf sich warten. Die interne Wette Doktor vs. Woita im Wert von 100€, ob da Enkner-Bube beim Trip dabei sein wird, erfuhr gleich einen Gewinner. Doktor, der an die Reiselust des knapp 30-Jährigen Stefans glaubte, behielt recht und kassierte somit 100 € Reisetaschengeld. Der Erlagschein wurde noch während der Reise einbezahlt.

 

Somit ging es leicht angeschlagen vom Heimspiel durch die mühlviertler/ tschechische Nacht, ehe wir um kurz nach halb 8 früh den Flughafen Prag erreicht hatten. Endlich raus aus dem Ding war die Devise. Doch die nächste Anstrengung stand schon in den Startlöchern bereit. Da wir mit der israelischen Fluggesellschaft unsere Reise ins gelobte Land antraten, warteten auf uns die berüchtigten Befragungen (bereits in Prag). Zuerst wurde gleich mal unser Enkner herausgeholt, 2 Fragen gefragt und dann 15 Minuten alleine stehen gelassen. Die Schweißperlen waren ihm aufgrund des ungewissen Ausgangs ins Gesicht geschrieben. Auch eines unserer Mädls und unser Capo wurden ins Kreuzverhör genommen. Fragen unter anderem waren: Aktueller Arbeitgeber, vorheriger Arbeitgeber, Bezug zu den anderen Mitreisenden, wer den Koffer gepackt hat, warum sich die Eltern getrennt haben, ob man Bekannte in islamistischen Ländern hat, warum man islamistische Länder bereist hat,... diese Liste könnten wir endlos fortführen.

 

Schlussendlich schafften nach knapp 80 Minuten alle Mitreisenden die strenge Befragung und es ging Richtung Gate. Nach knapp 4 Stunden Flug erspähten wir dann die israelische Küste. Zudem flogen wir beim Landeanflug wohl kurz über den berüchtigten Gaza-Streifen (eine Woche zuvor in den Medien, aufgrund Raketenabschüsse Richtung Israel). Am Flughafen Tel Aviv angekommen, wurden wir natürlich nochmals kurz befragt, was den der Grund für unsere Reise sei. Scherzhaft versuchten uns die Grenzposten mit einem Hinweis auf ein ehemaliges Spiel (5:0) wieder zur Heimreise zu animieren. Als man dann endlich offiziell israelischen Boden betrat, kam auch unser steirisches Mitglied auf uns zu, welcher schon mit einem Flieger früher ins Judentum reiste. Somit ging es zu 8 zur Autovermietung Europcar, ehe wir unseren 9-Sitzer ausfassten. 

 

Die Vorfreude war nicht zu bremsen und somit fuhren wir dem Sabbat entgegen in die Hauptstadt Jerusalem. Dort nisten wir uns in unser Apartment ein. Wirklich eine nette Wohnung im jüdischen Viertel der Hauptstadt. Der Sabbat war hier aber schon voll im Gange. Kein Licht im Stiegenhaus, Lift ausgeschaltet, Cafes und Bars waren geschlossen. Somit begaben wir uns zu Fuß und mit Google-Maps in Richtung Zentrum. Einige jüdische Fußgänger konnten sich doch einige Seitenhiebe in unsere Richtung nicht verkneifen: "Welch ungläubige Leute wir doch nicht seien", da wir am Sabbat ein elektronischen Gerät benutzten. 

 

Im Moslem-Viertel bekamen wir dann den ersten richtigen Schock. Eine halbe Pizza und ein Seiterl Bier 15€ - nicht gerade billig. Nach der kurzen Stärkungen machten wir uns auf ins wahre Getümmel des Sabbats - zur Klagemauer. Hier war Hochbetrieb. Die religiösen Ultras, in schwarz gekleidet, mit Hut und Anzug, betteten zur Klagemauer. Ausgesehen hat es sich als hätten alle einen epileptischen Schock oder sowas ähnliches. Auf Anfrage durften einige Männer den heiligen Boden vor der Klagemauer betreten und auch in die Kruft reingehen. Das Bild dort war wirklich erstaunlich. Viele gläubige Juden dürften dort nach ca. 27 Stunden Tora-Studium eingenickt sein. Selbst aufgeweckte Kinder musste den Vater nach der anstrengenden Predigt am Sessel schlafen lassen und warten bis er wieder von den Schlafenden auferstanden war. Sehenswerte Eindrücke die sich uns geboten haben, vor allem mit der berühmten Goldkuppel-Moschee im Hintergrund.

 

11 km Fußmarsch waren dann am Schluss zu viel und somit wählten wir ein Taxi heim zum Apartment. Es stellte sich heraus, dass es wohl einer der besten Ideen der Reise war. Diese muslimischen Guids animierten uns gleich am nächsten Tag einen Kurztrip nach Palästina zu machen. Bevor dieser jedoch zustande kam, bestellten wir noch auf lieferservice.il 3 Pizzen, 9 Seidln, 3 Stifterl um sportliche 120 €. Da ist uns a Stifterl in die Hose gegangen.

 

Tag 2 der Reise begann frühmorgens mit der Taxitour nach Bethlehem. Schon auf dem Hinweg wussten wir, dass es nun in ein eher gefährlicheres Gebiet in die autonome Region Palästina ging. Ein Bus stand nämlich ausgebrannt am Straßenrand - wohl aufgrund eines Anschlages. In Bethlehem selbst türmten sich die Touristenmassen. Wir hatten aber unseren Superguide, der uns ca. 2 Stunden Wartezeit mit typischen muslimischen Herangehensweisen ersparte. Das Vordrängen ist dort wahrscheinlich normaler als das Anstellen. Somit konnten wir im Eiltempo die Geburtsstätte und die Krippe von Jesus Christus bekunden. Auch die Umgebung Bethlehems wurde noch eines Blickes gewürdigt und Souvenirs eingekauft. Der Taxler erzählte uns auch noch interessante Dinge über den Konflikt Israels und Palästina. Da hinterfragt man doch das eine oder andere Mal die Berichterstattung westlicher Medien. Aber wie in allem im Leben liegt wohl in der Mitte die Wahrheit.

 

Am Nachmittag ging es auf nach Tel Aviv. Unser Hotel lag eher am äußeren Rand der Stadt. Man dachte nicht in Israel zu sein, sondern eher in einem zentralafrikanischen Land. Dort trafen wir dann noch unseren 9. Mitreisenden an. Anschließend begaben wir uns ins Getümmel der lebhaftesten Stadt Israels. Multi-Kulti und Toleranz stehen hier ganz oben. Wir machten es uns in einer Strandbar gemütlich, wenngleich das Wetter uns zu diesem Zeitpunkt nicht zum Baden einlud. Somit schlürfte jeder von uns 2 Cocktails und dann ging es nach einer kurzen Essenspause zurück ins Hotel. Hier wurde den Liederwünschen der Mitreisenden von DJ Steve folge geleistet. Bis in die Nacht wurde sich die Zeit mit Alkohol, Musik und dem berüchtigtem Spiel Hosn Owi vertrieben. Interessant war noch eine Begegnung mit jüngeren Juden, die meinten Israel ist nicht das Judentum, sondern das Judentum ist Israel. Generell waren die Jungs aber ziemlich weltoffen und kritisierten nicht unsere Herkunft, da das dunkle Kapitel unserer Geschichte ja nicht von uns gemacht wurde. Diese Einstellung darf man an dieser Stelle auch mal loben. Die Letzten von uns gingen dann gegen 3 Uhr ins Bett.

 

Frühmorgens stand die Reise in den Länderspielort Haifa am Programm. Dort wurden die berühmten Gärten der Stadt begutachtet. Echt ein geiler Anblick über die Stadt und den Hafen. Anschließend genossen wir die israelische Sonne am Strand. Dieses Mal Gott sei Dank mit einem kurzen Geplantsche im Mittelmeer. Die Wassertemperatur dürfte nicht über 17 Grad gegangen sein und somit trauten sich nur 4 Leute in die israelischen Fluten. In der Strandbar wurden noch einige interessante Anekdoten mit den VIP-Flieger-Gästen ausgetauscht. Auch Hr. Polzer des ORFs wurde alles Gute gewunschen, damit er nicht das gleiche Schicksal erleidet als sein Vorgänger Hans Huber, der mit Steinen (auch Orangen, Feuerzeuge und Gegenstände waren dabei) im Jahr 2001 beworfen wurde.

 

Die Wohnung in Haifa war dieses Mal nicht so berauschend. 2 Klappbetten waren inkludiert und zu 8. eine Dusche bzw. ein WC zu teilen, war gerade für unsere Mädls nicht das absolute Highlight. Mit einigen Bieren ging es dann mit dem Bus Richtung Stadion. Von außen vergleichbar von der Architektur mit Klagenfurt. Nur dass die Schüssel in gold und nicht in silber gefärbt war. Der Block war nähe der Corner-Fahne. Ca. 400 Österreicher fanden sich in jenem ein. Die Fetzen wurden gehalten.

 

Gleich von Beginn an machten wir unserer Mannschaft klar, dass wir hier der Herr im Haus sein müssen. So traten wir auch am Feld und im Block auf. Stimmgewaltig für die beschauliche Anzahl. Der erste Freudenschrei ließ auch nicht lange auf sich warten. 8. Minute 1:0 Arnautovic. Was für ein Torjubel. Führung in Israel!!! Geilstens! Die Israelis waren überhaupt nicht in der Partie. Die Mannschaft von Andi Herzog war eindeutig nicht EM-reif. Aber wir ließen uns den Spielwitz der Hebräer aufzwingen und somit taten wir 0 für das Spiel. Batsch, Batsch 34. - 45. Minute Zahavi. 2:1 für Israel und der Pausenstand. Wir Fans wussten nicht wie uns geschah. Eine sichergeglaubte Führung einfach hergeschenkt. Dies glich einem Skandal. 

 

In der 2. Hälfte glaubten wir aber weiterhin an den ersten Punktegewinn in der noch jungen Quali. Immerhin waren die Israelis ja wirklich nicht gut. Die eigene Dummheit siegte aber schlussendlich. Zahavi und Dabbur stellten nach 66 Minuten auf 4:1. Der Schrecken ist uns allen ins Gesicht gefahren. Da half leider der Anschlusstreffer vom einzig kämpfenden Arnautovic in Minute 75 nichts. Somit wars das. Schlusspfiff und 4:2 Niederlage. Die Spieler verabschiedeten sich, aber einige, vor allem Peter Zulj, bekamen noch deren Fett ab, für diese desaströse Leistung. Einige von ihnen waren eindeutig nicht teamreif - wenn nicht fast alle. Hier muss sich Franco Foda eindeutig für die nächsten Spiele einiges überlegen.

 

Wie soll es auch sein. Nach nur 2 Spielen stehen wir nun mit 0 Punkten da und somit wurde die Nacht noch genutzt nach einem kurzen Imbiss die Sorgen mit vielen Bieren wegzuspühlen. Insgesamt wurde es wieder halb 4 früh und das Lied Sabbat Schalom (Harti Style, Harti Style, Harti Style, ...) fand einen ganz speziellen Platz in unserer Playlist. Auch einige Tanzeinlagen von unserem Stefan ließen unsere Mundwinkel wieder nach oben gleiten.

 

Der letzte Tag unserer Reise sollte uns zum See Genezareth schicken. SOLLTE! Nach nur 50 Meter machte sich ein schwer lenkbares Gefährt bemerkbar. Reifenschaden! Wir hatten uns einen Platten gefahren. Unerklärlich wo das passiert sein soll, da wir ja nicht weit gekommen sind. Auch wilde Vermutungen wurden geschürt, dass uns einige wütende Hebräer einen Streich spielen wollten. 25 Minuten Telefonat mit Europcar waren die Folge. Sinnlos hin und her: "Do you have the tools"... Katastrophe! Manche wollten wohl nur die Telefonzeit ausreizen und Geld kassieren. Ein nicht englischsprechender KFZ-Mechaniker half uns dann. Er wechselte den Reifen, ehe wir sahen, dass der Ersatzreifen fast noch schlimmer beinand war als der eigentlich kaputte Reifen. Richtig porös. Auch der Draht des Innenlebens blickte durch. Als der Reifen gewechselt war überließ man uns selbst unserem Schicksal und begleitete uns nicht mehr zu einer Werkstätte um einen sicheren und nicht lebensgefährlichen Reifen zu erwerben. Wir fanden dann aber kurzerhand eine Werkstätte, nur die hatten natürlich unsere Größe nicht lagernd. Somit blieb für uns nur eine Wahl 90 Kilometer bist zum Flughafen. Maximalgeschwindigkeit 60 km/h. Autobahn, Warnblinker! Schweißgebadete machte man sich auf den Weg ins erlösende Tel Aviv. Man hatte ständig Angst von einem schnelleren Fahrzeug gerammt zu werden. Auch, dass uns die Polizei aufhält war unsere Sorge. Die haben uns aber zum Glück nur 3-Mal überholt. Eigentlich ein Wahnsinn sich dieses Risiko mit der hinigen Schüssel anzutun. Aber es blieb nichts über, da wir schon einen Zeitstress bzgl. des Abfluges hatten. Außerdem wurde in der Nacht Israel wieder vom Raketenhagel aus "Gaza" (wer weiß ob die Geschosse wirklich von dort stammten und es nicht initiiert war) getroffen. Es gab 7 Verletzte. Schlussendlich schafften wir es mit viel Zittern. An der Tankstelle gab es dann noch ein intensives Wortgefecht zwischen einem jüdischen Autofahrer und einem muslimischen Taxler. Letzterer verstand die Welt nicht mehr, warum er sich umparken soll. Ist doch logisch wenn er Mitten am Weg steht, dass alle über den Randstein zu fahren haben.

 

Europcar sah sich dann noch unsere Reifen an und schlugen die Hände zusammen. Die trauten ihren Augen auch nicht. Das war nun schon der 2. fatale Fehler dieser Autovermietung. Ob die noch eine 3. Chance bei uns bekommen - mal sehen. 

 

Am Flughafen noch die letzte Überraschung. Flugverspätung 2 Stunden. Hintergrund: die israelische Luftwaffe flog Angriffe auf den Gaza-Streifen und somit war der Luftraum über dem gelobten Land nur eingeschränkt frei. Schlussendlich waren wir nach einer Odysee um kurz nach 4 Uhr morgens wieder in Linz. 

 

Was blieb von der Reise: Unbezahlbare Eindrücke, viel Spaß mit unseren KameradInnen, ein beschissenes Spiel und ein echtes Herzschlagfinale. Dieses Herzschlagfinale beginnt für unsere Equipe auch ab heute. Denn wir haben schon einige Punkte Rückstand und die letzten 8 ausstehenden Spiele sind jetzt alles Entscheidungsspiele, wenn wir zur EM 2020 wollen. Im Juni wartet das Heimspiel gegen Slowenien in Klagenfurt und das Auswärtsspiel im neubenannten Nord-Mazedonien. 6 Punkte sind Pflicht. Wir werden jedenfalls alles geben. Hoffentlich unsere Elf auch. Bis dahin eine erholsame Pause (die haben wir nach dem Trip auch nötig). Im Triumph und in der Not - FÜR ALLE ZEITEN ROT-WEIß-ROT!