Estland 0:2 Österreich

Das abschließende EM-Quali-Spiel führte uns in den baltischen Norden nach Estland. Am Mittwoch Nachmittag ging es nach der Arbeit für 12 Leute in 2 Autos auf nach Wien Schwechat. Die meisten waren noch im alltäglichen Arbeitsstress gefangen, da kam die nächste Hiobsbotschaft daher. LKW-Unfall auf der A1 in der Nähe von Ansfelden Fahrtrichtung Wien. Der Unfall war zwar schon 4 Stunden zuvor passiert, jedoch war der Stau noch immens. Somit musste unser Capo die geplanten Abholzeiten und -orte neben dem Autofahren und Stauausweichen koordinieren - leider kein estnischer Balsam für die Seele. Highlight dabei war unser Doktor, der ohne Lesebrille unser Mitglied Chris anrufen wollte. Als wir über die Freisprecheinrichtung kommunizieren wollten, meldete sich jedoch nicht unser männlicher Weggefährte, sondern ein älterer One-Night-Stand unseres Doktors, bei der er in der Vergangenheit wohl die eine oder andere Untersuchung durchführte. Als wir alle in Enns aus der Stauzone draußen waren, wussten wir, dass sich ohne weitere gröbere Verzögerungen der Flug fix ausgehen wird.

 

In Wien wehte ein richtig starker Wind. Ein sehr schwieriges Unterfangen war dabei das Eintropfen der Augen unseres FF. Er kniete sich schon auf den Bahnsteig, das Arzneimittel nur 2cm vom Auge entfernt, jedoch der Tropfen wurde vom Wind Richtung Backe geweht. Ein Schauspiel, welches in Salzburg auf der Festspielbühne nicht besser hätte aufgeführt werden können.

 

Unsere Reiseroute führte uns mit der äußerst geräumigen Air Baltic via Riga nach Tallinn. Um die Wartezeit beim Zwischenstopp zu verkürzen, sammelten zwei Mitglieder von uns einen Länderpunkt, die anderen tranken ein sehr köstliches lettisches Pivo. Nach einem weiteren 35 Minuten Flug erreichten wir die estnische Hauptstadt. Neben dem Rollfeld lag eine 1cm dicke Schneeschicht. Kalt sollte es werden!

 

Zuerst wurde das Hotel bezogen. Gut, dass wir den Check-In schon online machten, da vor uns 48 Südkoreaner über 1 Stunde für die Anmeldung brauchten. Im Anschluss wollte man noch die Stimme ölen. Die einzige Gastro, die am heutigen Mittwoch noch offen hatte, war das städtische Casino. Somit wurden dort bis 3 Uhr früh (dann war Alkoholsperrstunde) noch einige Biere und Baileys geleert. Vom Spielerischen gab es Gewinner als auch kleinere Verluste.

 

Nach etwas mehr als 5 Stunden Schlaf starteten wir die 3-stündige Sightseeingrunde durch die Altstadt von Tallinn. Auch ein Besuch am baltischen Markt am Bahnhof durfte nicht fehlen. Der finnische Meerbusen wurde dann noch auf einer Strandbaustelle besichtigt. Mittags wurde im Restaurant Pfeffersack wie im Mittelalter diniert. 

 

Vor dem Match gab es einen Szenetreffpunkt mit ca. 100 Österreichern. Dort wurde sich feuchtfröhlich mit Liedern des altehrwürdigen Austropops auf das Spiel eingestimmt. Unser Chris kürte sich zudem zum Dartschampion of Estonia. Im Anschluss marschierten wir unter Megafonbegleitung Richtung Stadion. Diese österreichische Stimmgewalt hat nicht jedem gefallen, sodass ein estnischer Passant dem Blutgruppe Capo das Megafon aus der Hand riss und auf den Boden schmiss. Postwendend wurde von zwei Capos die Verfolgung aufgenommen und der Übeltäter zu Fall gebracht. Sein Glück war die herbeieilende Polizei, die eine größere Eskalation verhinderte. Das Megafon erlitt einige Schäden, welche repariert werden konnten. 

 

In Stadion waren wir im Oberrang untergebracht. Ca. 550 Österreicher fanden den Weg in den Eiskasten zu Tallinn. Die Tribüne war sehr steil und rutschig, weshalb einige stark alkoholisierte Fans immer wieder ausrutschten und runterfielen. Ein Wunder, dass sich hier keiner schlimmer verletzt hatte.

 

Intern hatten wir uns heute abgesprochen, dass der Support von mehreren Fanklubs abwechselnd angestimmt wird. Davon hatte auch unser Capo ca. 15-20 Minuten das Megafon in der Hand. Es funktionierte in der ersten Halbzeit ganz gut, in der zweiten Halbzeit leider etwas weniger. Es war leider nicht auf dem Niveau, wie wir uns das vorgestellt hätten, aber es kann nicht immer alles perfekt laufen. 

 

Spielerisch waren wir klar feldüberlegen, wenngleich die Esten die erste Großchance hatten. Im Anschluss nutzten wir unsere Möglichkeiten und erzielten durch Konrad Laimer in der 26. Minute das erlösende 1:0. Nur 14 Minuten später folgte das 2:0 durch Philipp Lienhart. Hier war dann der Support am Höhepunkt. 

 

In der 2. Halbzeit flaute dann das Spiel ab. Man versuchte sich nicht mehr zu verletzten und den Sieg über die Zeit zu bringen. Der Schiri pfiff ab und wir gewannen 2:0 in Estland, feierten noch kurz mit der Mannschaft und hofften auf ein warmes Taxi, welches uns zurück in die Stadt bringen sollte. Dort verspeisten wir noch asiatische Köstlichkeiten und stießen mit einigen Bieren an. Die Vorsätze weniger zu trinken und früher ins Bett zu gehen, wurden wie fast vermutet über Board geworfen. Es wurde im Casino eine Knobelrunde nach der anderen gespielt. Somit wurden zu jedem Bier noch je zwei Baileys getrunken. Dieses Mal wurde aber nicht wirklich gezockt sondern wir haben dort die billigeren Getränkepreise ausgenutzt. Die lange Zechtour endete mit einem 10€ Seiterl (Bierpreise von 3,1€ für eine Halbe - 10€ für ein Seiterl, unglaubliche Unterschiede) in einer Untergrundbar (viele Lokale sind im Keller) um 5 Uhr früh.

 

Nach 3 Stunden Schlaf wurde wie vereinbart das hoteleigene Spa für 3 Stunden genutzt um die Akkus wieder aufzuladen. 4 Whirlpools, 2 Saunen und ein großes normales Becken wurden von der FoT in Beschlag genommen. Ab 10 Uhr wurde der Körper auch wieder innerlich repariert. Die demotivierte Spakellnerin hatte dann auch noch vergessen, die Bierrunde vom Doktor auf den Chip aufzuladen, sodass wir 6 Bier gratis erhalten haben. Nach einer Pizza führte uns der Weg zum Flughafen. Dort wurde noch ein Tischtennismatch zwischen dem angeschlagenen Klausi und unserem Capo ausgetragen. Endstand 6:11 aus der Sicht von Klausi. Im Flugzeug wurden dann die Augen ausgeruht und in Wien hatten wir noch 10 Minuten bis uns der Zug zum Parkplatz brachte. Unser FF wollte sich eine Leberkässemmel beim Billa+ kaufen, jedoch schaffte es die Mitarbeiterin in 10 Minuten nicht den Leberkäse auf die Waage zu legen und abzuwiegen. Somit wurde sie mit einer aufgeschnittenen Semmel und einem Stück Leberkäse auf der Gabel verdutzt zurückgelassen. Immerhin wollten wir den Zug nicht versäumen. Wahnsinn welche Leute in unserem Land arbeiten. Das kann nicht mehr lange gut gehen.

 

Um 21:30 Uhr waren dann alle gesund daheim. Estland war auf jeden Fall eine Reise wert. Schöne Stadt, viel Spaß und das richtige Ergebnis. Das richtige Resultat hatten wir bis auf das Heimspiel gegen Belgien immer in dieser Quali. Jetzt heißt es noch zittern, ob Aserbaidschan uns vielleicht noch Schützenhilfe für den Gruppensieg leisten kann. Schön wäre es, um aus einem leichteren Lostopf gezogen zu werden. In den nächsten Tagen steht dann noch das Fantreffen mit der Mannschaft im Wiener Prater sowie das Fanländerspiel gegen Deutschland an, ehe wir am Dienstag mit dem Testspiel gegen unseren "Lieblingsnachbarn" das Länderspieljahr 2023 abschließen. Deutschland wir kommen - schnallt euch an!